In die eiszeitliche Erosionsebene haben über Jahrtausende kleine und große Flüsse ihre Täler eingeschnitten. Entlang der Täler wurden die durch jüngere Ablagerungen überdeckten, viel älteren Gesteine wieder freigelegt. Das illustriert auch die geologische Karte eindrucksvoll.
Auch der Geopfad folgt deshalb dem Tal der Großen Triebisch. Die entlang des Triebischtals aufgeschlossenen Gesteine repräsentieren einen Zeitraum von nahezu 450 Millionen Jahren und fanden bereits in der Vergangenheit immer wieder das Interesse der Geologen.
In einer ganzen Reihe von kleinen Steinbrüchen können Sie noch selbst Gesteinsproben sammeln. Weil es - insbesondere an den Technischen Denkmalen des Altbergbaus - aber nicht mehr möglich ist, selbst Proben zu sammeln, werden auf solchen Granitstelen typische Gesteine vorgestellt.
Kurze
geologische Geschichte: |
Die
Gesteine unserer Region sind
bereits sehr alt: Sie entstammen der "Erdaltzeit" (dem
Paläozoikum). Damals breitete
sich nördlich des Urkontinentes "Pangea" ein Ozean aus. Schluffe
und Tone lagerten sich in den Tiefseebecken ab, die heute als Phyllit,
Tonschiefer oder
Glimmerschiefer vorliegen.
Auf den Britischen Inseln am Rand des "Kaledonischen Gebirges" eroberten im Devon die Pflanzen das Festland. Ein paar Amphibien und Insekten folgten ihnen bereits, aber ansonsten spielte sich noch alles Leben im Meer ab: Dort krabbelten die "Trilobiten", urtümliche Krebse, über den Schlamm, Haie und Rochen jagten nach Beute und Schnecken, Quallen und "Graphtolithen" bevölkerten das Meer - und: Korallen. Sind Kalksteine im frühen Paläozoikum noch selten und wurden meist von Algen abgelagert, so finden sich ab dem Devon immer öfter massige Kalksteine in den Ablagerungen des Meeres - Zeugnisse der ersten Korallenriffe.
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Das hatte noch einen anderen Grund: Der
Meeresboden bewegte sich, schob sich unter die alten Schilde Europas und schob
dabei die Sedimente des Schelfmeeres in Millionen von Jahren zu neuen Faltengebirgen zusammen. Im Karbon schließlich hob sich das "Varistische
Gebirge" aus dem Meer und vergrößerte die Landmasse Europas erheblich.
Dabei aber entstanden auch Vulkane, flache Schelfe und Inselbögen, an denen die
Korallen optimale Lebensbedingungen fanden. Die uralten Sedimentgesteine aus
dieser Epoche der Erdaltzeit (Paläozoikum) sind hier zwischen Nossen und
Wilsdruff noch erhalten geblieben. Die Geologen bezeichnen diesen Teil des
Varistischen Gebirges als das "Wilsdruff- Nossener
Schiefergebirge". Ähnliche Gesteine finden sich auch um Chemnitz (Nossen-
Hainichener Schiefergebirge) und bei Zwickau (Wildenfelser Schiefergebirge).
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Im Oberkarbon war die Gebirgsbildung so
weit
fortgeschritten, daß die tiefsten Teile des neuen Gebirges in großer Tiefe und
unter gewaltigem Druck zu schmelzen begannen. Diese granitische Schmelze stieg
langsam empor und kühlte dabei ab: Aus der zähen Schmelze entstanden die Granite,
Diorite und Syenite, die schließlich
unter der heutigen Stadt Meißen stecken blieben. Während an der Oberfläche Wind und Wetter bereits wieder an
der Abtragung des Gebirges arbeiteten, brach sich der Rest des Magmas eine Bahn
bis zur Oberfläche: Als Porphyre und als den "Pechstein" finden wir
diese Laven heute im Triebischtal und im Tharandter Wald.
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Die Hitze der Granite in der Tiefe wandelte
auch den Gehalt der Gesteine an verschiedenen Mineralen um: Auf der Höhe von
Miltitz - etwa noch 5 km von Meißner Granit entfernt - entstand bei immer noch etwa 300°C aus
Tonschiefer und Diabastuff schwarzer Hornblendeschiefer und aus dem Kalkstein der
früheren Riffe bildete sich feinkörniger, graublau bis weiß gefärbter Marmor. |
Solche,
durch Temperatureinfluß veränderte Gesteine werden als "kontaktmetamorphe"
Gesteine bezeichnet. Den Bereich des Temperatureinflusses nennt man
"Kontaktzone" oder "Kontakthof". Je
näher man sich an der Wärmequelle - am Granit - befindet, desto
stärker sind die Gesteine umgewandelt.
Während
sich eine Reihe von Gesteinen bei diesem Vorgang völlig verändern und
neue Gesteinsarten bilden, kann sich der fast ausschließlich aus
Kalziumkarbonat Ca[CO3] bestehende "Kalkstein"
chemisch nicht verändern. Hauptsächlich durch
Sammelkristallisationsvorgänge entstehen bei der Metamorphose im
Kalkstein große Kristallkörner, die für die Härte des Marmors
verantwortlich sind. In Spalten fanden sich während des Abbaus im
heutigen Besucherbergwerk Altes
Kalkbergwerk Miltitz gelegentlich freistehende Kalkspat-Kristalle
von Sammlerwert. Seltener wurden hier die messinggelben Kristalle des
Schwefelkieses
(Pyrit) gefunden. Ein Fund von "Drähten" gediegenen
Silbers im Jahr 1910 war so einmalig, daß bis heute davon
berichtet wird. |
Der
varistischen Gebirgsbildung folgte im Mesozoikum eine längere Phase der
Ruhe. Das Gebirge war bereits am Ende des Karbons weitgehend abgetragen
und eingeebnet. In Mulden und Senken hatten sich rote Sandsteine und
Steinkohlen abgelagert, wie sie weiter südlich im Döhlener Becken bei
Freital noch bis 1990 abgebaut wurden. Bis in das darauffolgende
Zeitalter des Perm waren insbesondere in Nordwesten von Sachsen
(Petersberg bei Halle), aber auch im
Tharandter Wald oder im Chemnitzer Raum und am Schellenberg bei
Augustusburg ganze Ketten von Vulkanen aktiv.
Die alten Gesteine der Oberlausitz
schoben sich weiter nach Westen und drückten dabei auf den Bereich des
Elbelineaments. Während der Kreidezeit senkte sich dadurch der
Elbtalgraben besonders stark ab und es kam zu Meereseinbrüchen und zur
Ablagerung von Mergeln und Sandsteinen
am Rande eines warmen Flachmeeres. Diese Sandsteine der Kreidezeit sind
heute nur noch im Elbtal erhalten und bilden weiter südlich das
Elbsandsteingebirge. |
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Während
des Tertiärs drängte die afrikanische Platte weiter nordwärts und
schob dort, wo sie auf die Eurasische Platte traf, erneut ein großes
Faltengebirge auf: Die Alpen und den Alpidischen
Gebirgszug, der sich von Marokko bis in die Türkei erstreckt.
Das alte, bereits versteifte Kontinentalplatten-Mosaik Mitteleuropas
wurde dabei ebenfalls erneut zerbrochen und verkippt. Die Pultscholle
des Erzgebirges richtete sich auf und südlich davon sank der
Eger-Graben weiter in die Tiefe. Das Meer zog sich ganz aus Mitteleuropa
zurück. Mit der Hebung begann aber auch erneut die Abtragung des alten
Gebirges und die Kreidesedimente verschwanden in unserer Region
völlig. |
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Zugleich
wurde Eurasien weiter nach Norden geschoben. Am Ende des Tertiärs kam
es dadurch in Europa zu einer Klima-Veränderung: Das Pleistozän - die
"Eiszeit" - begann. Die Gletscher sind bis in die Region
südlich von Meißen vorgestoßen und haben hier ihre Sedimente hier
abgelagert.
Mit den Schmelzwasser-Strömen in
den Warmzeiten formte sich aber auch das heutige Relief. Zunächst
lagerten sich Sande und Kiese
auf der eingeebneten Hochfläche ab. Nach und nach schnitten sich die
Flüsse immer tiefer in die Ebene ein und es entstand das schließlich
das heutige Triebischtal. Eingebettet zwischen den Gneis des Erzgebirges
und die magmatischen Gesteine des Meißener Komplexes wurde von der
Triebisch hier in unserer Region ein Bruchstück geologischer Geschichte
wieder an die Oberfläche geholt: Das Nossen- Wilsdruffer
Zwischengebirge mit seinen altpaläozoischen Gesteinen. |
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